Vier auf einen Streich!

 

krapfenIch bin seit heute auf Diät. Ich habe mich gewogen, was ein schwerer Fehler war, und nun muss ich leider sagen: Adieu, kleine Krapfen, Tschüss, Butterkekse! Auf Wiedersehen, Sachertorte und Schokokuchen! Ihr werdet mir fehlen!

Warum ich diesen Winter zu dick wurde, ist leicht erklärt. Ich esse, wenn ich gestresst bin. Ich würde in einem Fünf Stern-Tempel mit sieben Hauben nie so viel an Gewicht zulegen wie Zuhause. Das hat einen einfachen Grund. Schuld ist mein Hund.

Natürlich nur indirekt. Aber immer, wenn wir auf die Straße gehen, haben wir enormen Stress. Es liegt wirklich nicht mehr am Hund. Es liegt vielmehr eindeutig an den anderen Hundehaltern, die unsere eingefahrenen Wege kreuzen.

Heute waren es bei einer harmlosen halben Stunde-Runde gleich Vier. Vier auf einen Streich (oder auch in vier Teilraten, ganz wie Sie möchten), die alle meine gutgemeinten Diätpläne mit einem Schlag vernichteten.

Dabei begann der Tag so friedlich, jetzt mal abgesehen von dem Waagenbesuch. Vögel zwitschern in Frühlingslaune, kein Lärm, weil sich das Wiener Volk in die Energieferien vertschüsst hat und sich zur Zeit in langen Schlangen vor einem Schilift in Irgendwo anstellt oder rudelweise superteuren Instant-Kaiserschmarrn auf der Terrasse einer X-beliebigen Schihütte hineinstopft, um dann unter die eine oder andere Lawine zu geraten.

Ich war also auf einen eher friedlichen Spaziergang eingestellt, was immer ein genauso großer Fehler ist wie ein Sprung auf die Waage. Mit „Sei immer kriegsbereit!“ fährt man besser, weil man so den Cortisolspiegel konstant hält und er nicht von Null auf diabolische Höhen hinauffahren muss. Auch der Blutdruck freut sich darüber.

Jedoch. Ich war entspannt, als wir heute die Nummer Eins trafen.

Nummer Eins war die Dame, die aus dem Gebüsch hervorsprang, mit einer frisch kastrierten Hündin, und direkt auf uns zusteuerte. Es gab keine Ausweichmöglichkeit, links und rechts ein Zaun. Umdrehen war keine Option, ich habe einen Autisten an der Leine, wie Sie vielleicht wissen, wenn Sie mich, meinen Hund oder das Höllenhund-Buch  kennen.

Also sichert man das Kriegsgebiet, umklammert mit einer Hand den Zaun, hält mit der anderen gekonnt den Hund am Brustgeschirr fest und die Dame des Hauses stellte sich direkt vor uns und öffnete exhibitionistisch ihren wollweißen Wintermantel, um uns abzuschirmen. Der Höllenhund tat, was er immer tat, er legte sich ordentlich ins Zeug und brüllte die kastrierte Hündin an.

Die fremde Dame blieb stehen.

Keine Ahnung, was sich Menschen denken, wenn sie sich in einer Situation befinden, wo das Gegenüber sich mit einem wutschnaubenden, großen Wolfsabkömmling irgendwo anklammert und eine zweite Person das Tier abschirmt.

Nicht viel, denke ich.

Manche Hundehalter denken einfach nicht.  Sie blieb also gemütlich direkt vor uns stehen und blickte interessiert auf das winterweiße Gewand der Dame des Hauses, die im Gegensatz zu mir immer hübsch gekleidet ist, denn sie ist der Alpha Wolf, sie beschützt das Rudel durch Voranpreschen und Vertreiben von Feinden. Sie kann es sich leisten, feine Klamotten zu tragen, denn die Drecksarbeit mache ich. Ich bin der Omega Wolf. Ich verteidige das, was der Alpha nicht verhindern konnte, mit meinem Leben. Ich schütze die Brut, die sich daneben benimmt und andere Hunde anflegelt. Ich lege keinen Wert mehr auf gute Manieren, das was der Alpha mit schönen, höflichen Worte nicht retten konnte, kommt ungefiltert zu mir und ich, ich beisse dann zu. Aber ich schweife ab.

Die vor uns geparkte Dame mit ihrer frisch kastrieren Hündin, die ebenfalls ungehemmt in die Leine sprang, sprach: „Ist es ein Manderl oder ein Weiberl?“

Ich kann mich dann kaum beherrschen. Mit meinem eingefrorenen Zen-Lächeln blicke ich stur auf den Höllenhund hinunter, weil mir sonst die Augäpfel aus dem Gesicht fallen und sich meine Zähne ihnen anschließen könnten, die sich flugs in dem Gesicht des Gegenübers verbeissen würden.

Ich knurrte also „Gehen Sie einfach weiter!“, den Blick gesenkt.

Und dann kommt eine Blablablablah-Lawine verbaler Diarrhöe aus dem Mund des Gegenübers . Immer. Egal, was man sagt. Die Alte schleicht sich einfach nicht, während ich vor meinem geistigen Auge Zaun und Hund einfach loslasse. Wie gerne würde ich! Ich tue es nicht, jedoch die Gedanken sind frei.

Nach so einem Auftritt brauche ich Schokolade. Doch der Weg nach Hause ist noch lang.

Und wir treffen Nummer Zwei.

Ich weiche diesmal rechtzeitig aus, verstecke mich mit meinem ganz ruhigen Hund hinter einem parkenden Auto. Dame Nummer Zwei führt zwei große, traurige, weiße Hunde an der Leine, die einen Schritt hinter ihr herlatschen. Sie sichtet uns und bleibt auf der Stelle stehen. Ich deute ihr, sie soll weitergehen. Aber nein, es kommt was kommen muss, kleiner Wolf sieht die Feinde und sie verwurzelt sich gegenüber mit ihren fetten Waden im Beton und erklärt mir, quer über die Gasse schreiend, mit einem demonstrativen Leinenruck an ihren müden Hunden, dass ihre Hundetrainerin ihr den besten Trick beigebracht hat, wie man sowas wie mein tollwütiges Vieh bändigt. Man reißt es einfach am Hals, weil der Hund muss immer zwei Schritte hinter dem Mensch gehen. So geht das! Jawoll!

Ich so in Gedanken, während ich spüre, wie es in mir kocht und tobt,  „Geh bitte schleich dich endlich, du Kuh. Und nimm deinen Trick mit!“, aber ich schweige, es ist laut genug, das dumme Geschwätz von vis a vis reicht um ein stilles Stadion zu beschallen.

Ich atme schon schwer, als wir Nummer Drei treffen. Die ihren schwarzen Minififfi ohne Leine auf uns zurennen lässt, nur von der Dame des Hauses ausgebremst, die dann hört, „Der tut nix“, während ich schon innerlich verblute. Schluss mit Zen! Ich würde sie gerne persönlich stellen, verbellen und in der Luft zerreißen, gnadenlos, Omega-mäßig und ohne weitere Diskussion, mit sehr viel Blut und allem drum und dran.

Meine Hand greift in die Manteltasche und findet Schokolade. Während ich langsam herunterschraube, was noch herunterzuschrauben ist, und sehnsüchtig an Zuhause denke, kommt Nummer Vier.

Nummer Vier ist ein Herr mit einer Golden Retriever Hündin ohne Leine. Meine Reserven sind erschöpft, der Höllenhund steht Nase an Nase mit ihr und schreit ihr direkt ins Gesicht. Mir egal, ich denke an Buddha und die Spiegel Bestsellerliste, die Fortsetzung vom Zen Buch und was ich heute alles nicht essen darf, kleiner Wolf brüllt weiter, während der Mann mich darüber informiert, dass alle Huskys Herdenhunde sind und daher eine Herde brauchen.

Ich sage nichts. Ich lasse kleinen Wolf bellen, die Hündin will weg, kann aber nicht, ich greife monoton nochmal in meine Manteltasche, nicke einfach wortlos und dann stecke ich mir den Rest der Schokolade in den Mund. Nachdem der Herr den Tipp mit der Herde und den Huskys wiederholt hat, zieht er seine nun angeleinte Hündin markig weiter.

Und nachdem ich diese kleine Geschichte für Sie aufgeschrieben habe, werde ich nun die Schlittenhund-Züchterseiten googeln. Und zwei, oder besser drei Husky Welpen bestellen, um eine kleine Herde zu gründen. Und das mit der Diät verschiebe ich auf unbegrenzte Zeit.

Herzlichst, Ihr Bela Wolf

Tierarzt, Journalist und Autor

 

 

 

 

 

 

 

 

Tierärzte warnen: Eierlikör tötet Hunde!

Und dennoch: In diversen schwurbeligen Hundegruppen und in nicht nennenswerten Diskussionen zwischen Frisörin, Hauswart, Hausfrau und Hilfsarbeiter sowie in Echtzeit auf der Hundewiese wird alljährlich wieder dieser wahnsinnige Tipp gegeben, Hunde zu Silvester mit Eierlikör ruhigzustellen.

Da können hunderte Kollegen in die Bresche springen und dagegen wettern. Da können sie Bücher verfassen, Blogs und Artikel schreiben, sich die Zunge fusselig reden- gegen diese fast schon abartige Dummheit gewisser Hundehalter kommt keiner an.

Keine Ahnung, welcher sumpfhühnige Geist das Gerücht mit dem Eierlikör in die Welt gesetzt hat, jedenfalls hält es sich genauso hartnäckig wie die berühmte nichtssagende Morosche Karottensuppe gegen Giardien. Nur, dass diese wenigstens weniger Schaden, wenn schon keinen Nutzen anrichtet…

TIERARZT AN ERDE: ALKOHOL IST IN JEDER FORM UND SCHON IN KLEINSTER DOSIS HOCHGIFTIG FÜR HUNDE! Mit oder ohne Eier, geht das endlich in alle Köpfe hinein? Welches Wort in diesem Satz ist unverständlich? Reden wir Veterinärmediziner in klingonischer Sprache?eier

Alkohol schädigt nachhaltig das Nervensystem des Tieres, vergiftet und zerstört seine inneren Organe,  löst epileptische Krämpfe aus und sehr viele Hunde sterben an den Folgen der Alkoholaufnahme!

Ist es wirklich möglich, dass Hundehalter den Tod oder die schwere Krankheit ihres Tieres in Kauf nehmen, nur weil sie zu infantil sind, auf Tierärzte zu hören? Denn wenn ja, gehört ihnen das Tier sofort kommentarlos weggenommen…

Prosit Neujahr,

Ihr Bela Wolf

 

Fressdingens

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Der Weg zur Gesundheit führt bekanntlich durch die Küche, nicht durch die Apotheke.

Wenig verwunderlich, dass unsere Hunde heute alle an Allergien, Atopien, chronischem Juckreiz, unerklärlichem Durchfall oder Ekzemen leiden.

Sie werden einfach falsch gefüttert!

Hundehalter haben meistens keine Ahnung, was ihre Vierbeiner fressen sollten um gesund und munter zu bleiben und möglichst alt zu werden.

Sie gehen in eine der vielen Mampfnapf-Filialen, lassen sich dort von einer Verkäuferin einen Bären aufbinden und kaufen letztendlich Fertigfutter ein. (Sie kaufen leider auch Nasenhaltis, Kettenhalsbänder und Bücher über Millan, aber das ist wieder eine andere, mindestens genauso schlimme Geschichte…).

Schlimm genug ist die von den giftigen Kauknochen, dem krankmachenden Trockenfutter und den Hundefutterdosen ohne Nährwert aber auch so. Noch schlimmer ist es, wenn Hunde gebarft werden. Knochen verursachen tödlichen Darmverschluss, giftige Kräuter schädigen Leber und Nieren und Nüsse können sogar Epilepsie auslösen.

Hätten Sie das gewusst?

Was aber frisst nun der Hund?

Alles über die richtige Ernährung Ihres Vierbeiners, warum man den Darm nicht entgiften kann und wie Kacken geht erfahren Sie in meinem neuen Buch, welches ich Ihnen nun mit großer Freude vorstellen darf.

Viele Hunde vor Krankheit und Tod durch falsches Hundefutter zu bewahren war das Ziel dieser hoffentlich spannenden und lehrreichen Lektüre.

Ihnen alles Liebe und viel Spaß beim Lesen wünscht herzlichst Ihr

Bela Wolf

Tierarzt, Journalist und Autor

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Wiener Seelenflüsterin spürt das Tier in ihr- und das Baby auch

seelenflüsterin

Auf der Titelseite eines Gratis-Käseblatts kam mir heute (leider) die „Seelenflüsterin“ unter die müden Augen. Just in dem Moment als ich beim Bäcker Kipferl kaufte, sprang mir die Überschrift ins Gesicht.

Die gute Frau, die wesentlich zur Volksverdummung beiträgt, spricht für günstige 75 Euro auch mit den Seelen von Ameisen, Elefanten und Säuglingen. Hunderl und Katzerl sowieso, da schaut sie sich ein Foto von deren Napf an, dann weiß sie gleich Bescheid.

Mei wie lieb! Sowas kommt auch tatsächlich ins Fernsehen! Damit noch mehr Menschen Anteil an ihrer Gabe haben. Aloha, Amen und Ahoi.

Liebe Leserinnen und Leser, wir befinden uns offensichtlich nicht nur in der Hundeerziehung und Hundeernährung im tiefsten Mittelalter. Auch mit dem geistigen Horizont vieler Menschen sieht es trüb aus.

Viele, wirklich viele Menschen zahlen allen Ernstes dafür, um jemanden wie diese Dame mit der Seele ihres Tieres (wahlweise auch ihres Säuglings), egal ob tot oder noch am Leben, sprechen zu lassen. Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen! Sie schicken ein Foto (geht aber auch ohne, über den spirituellen Äther) und zahlen die Kohle ein und flugs haben Sie die gewünschte Info.

Klein Ella möchte lieber den Schnuller statt dem Saugring! Ei! Wie putzig! Und Hektor frisst lieber aus einem grünen Tellerchen. Bei Anfrage sagt sie sicher auch, warum er gar so böse Blähungen hat.

Die Menschheit hat ja eigentlich verdient, dass sie sich dermaßen verdummen lässt. Mir tun nicht die Tölpel leid, die dafür zahlen, sondern die Tiere. Denn wenn die der Dame zuflüstern, dass sie bereit sind, über die fabulöse Regebogenbrücke zu tanzen, bekomme ich mehr als nur Brechreiz. Ich denke ernsthaft, es wäre besser die Frau in den Kerker zu werfen, wegen Kurpfuscherei höchsten Grades, total legal! Wenn schon Mittelalter, dann gründlich.

Alphawolfgeheul!

Herzlichst, Ihr Bela Wolf, der gerne eine Website für Sie errichtet, vielleicht unter dem Pseudonym Schaslana Brunzowitsch, Seelenklempnerin und Gemütsfee. Bei mir bräuchten Sie dann gleich gar kein Foto zu senden. Ich sage Ihnen aus dem Bauch heraus, was mit Ihnen, Ihrem Tier oder Ihren Ahnen nicht stimmt. Und nehme nur 66,66 Euro. Pro Flüsterminute. Whisperword. Wooohoooou!

PS: Mit Ameisen und Schmetterlingen flüstere ich nur gegen Aufpreis.

 

 

Szia, gyere ide!

Verstehen Sie nicht? Keine Sorge, ich auch nicht. Ich trage zwar einen ungarischen Namen und meine Vorfahren gaben mir von allem etwas mit, ich spreche aber ausschließlich Deutsch. Gut, auch Italienisch und Englisch, aber das tut hier nichts zur Sache.

Der Höllenhund und ich gingen heute, so wie an fast jedem Tag, an einem benachbarten Haus vorbei. In diesem wohnt ein betagter Herr, den eine Pflegerin ganztägig betreut. Sie kümmert sich um den Mann,  geht mit ihm spazieren, (er macht sich extra fein und trägt seinen besten Anzug, was sehr rührend ist in Anbetracht seiner misslichen Lage) und macht auch den Garten schön, den er über alles liebt.

Wir plaudern oft am Zaun mit dem Mann, er erkennt uns zwar gelegentlich nicht wieder, aber was macht das schon. Heute traschte die Pflegerin mit der Pflegerin vom Haus gegenüber, in unserer Gegend wohnen viele alte Menschen, die pflegebedürftig sind und das Glück haben, zuhause wohnen zu dürfen.  Die beiden Pflegerinnen unterhielten sich von Zaun zu Zaun in einer fremden Sprache, die mir bekannt und vertraut vorkam und ich winkte ihnen wie immer zu.

Diesmal blieb ich stehen und erkundigte mich bei der blonden Dame, ob sie aus Ungarn stammt. Sie bejahte und ich bat sie, ein wenig mit meinem Hund Ungarisch zu sprechen, weil der Höllenhund aus einem ungarischen Tierheim kommt. Sie rief quer über die kleine Gasse ihr  freundlichstes „Szia! Gyere ide!“ in Richtung Höllenhund und was geschah?

Wie von einem Magneten angezogen, dackelte er auf der Stelle auf sie zu. Er, der sich auf offener Straße niemals für fremde und auch nicht für bekannte Menschen interessiert! „Szia, gyere ide!“ heißt übersetzt „Hallo, komm her zu mir!“ und er folgte ihr aufs Wort.

Er strebte zielstrebig auf sie zu, umschmeichelte sie und sie sprach mit ihm in seiner Sprache. Es brach mir fast das Herz.

Das tun wir den Hunden an. Wir reißen sie von einer Sekunde auf die andere aus ihrer vertrauten Umgebung, befördern sie unter widrigsten Umständen mit Bussen, LKW oder sogar Flugzeugen in ein fremdes Land, in dem sie die Sprache nicht verstehen und verlangen von ihnen Gehorsam.

Sie würden ja, wenn sie verstünden!

Ich verstehe kein Wort Ungarisch. Mein Name Bela Ferenz steht nur in meiner Geburtsurkunde, ich heiße aber schon lange Franz Adalbert. Vom Paprikaland gaben mir meine Ahnen und Urahnen das Temperament mit und sie mischten auch ein wenig Zigeunerblut gleich wie adeliges Blut dazu, also eine ordentliche Prise von allem, was einem das Leben nicht unbedingt erleichtert. In meiner Familie starben drei Brüder den Freitod an Depressionen. Heiter war mein Gemüt noch nie.

Umso besser kann ich meinen Hund verstehen, den man von den ungarischen Straßen irgendwo in  Siófok einfing und ins private Tierheim brachte, von wo aus er zu mir befördert wurde.

Ich zweifle oft, ob ich ihm damit wirklich eine Freude gemacht habe. Oft, sehr oft, denke ich mir, dass er vielleicht lieber dort geblieben wäre, zwar in der Masse der Hunde, aber doch irgendwie behütet und in vertrauter Sicherheit. Er lebte immer draußen in seinem Zwinger, und er ist jetzt noch ein draußen Hund, drinnen fühlt er sich nicht wohl. Er hat wohl oft seinen Pfleger vermisst, das weiß ich. Gelegentlich schaut er traurig aus dem Autofenster, wenn er fremde dunkelhäutige Männer mit ungarischem Akzent sprechen hört. Auch das bricht mir das Herz. Ich kann es nicht ändern. Irgendwie hat uns der Zufall zusammengeführt und ich würde alles tun, damit er glücklich und zufrieden ist. Dennoch spüre ich, dass er oft lieber alleine durch die Gassen ziehen würde, anstatt gelangweilt in unserem Garten zu schlafen. Ich spüre es, weil auch ich mich oft gefangen fühle und heimatlos, genau wie er.

Und ich bin mir keineswegs sicher, ob man wirklich allen Hunden einen großen Gefallen tut, wenn man sie quer durch die Welt schickt. Jede Adoption beginnt mit einem Raub, das schrieb ich in „Zen oder die Kunst, einen Höllenhund zu zähmen“, und dazu stehe ich auch jetzt noch. Wir können das Wilde zwar zähmen. Wir können aber nicht alle damit glücklich machen. Und schon gar nicht kann man Heimat neu erfinden.

Herzliche Grüße aus meiner Quengelzone, Ihr Bela Wolf

 

 

 

Stupsdingens

Alle sind gleich, aber einige sind gleicher, dachte sich Hochwürden diese Woche irgendwo in Frankreich und ohrfeigte einen brüllenden Säugling während der Taufe.

Nun ist es ja so, dass Gottes niedergelassenes Bodenpersonal noch nie zu meinen persönlichen Favoriten gehörte. Nach acht Jahren Klosterschulinternat denkt man über manche Dinge anders. Entweder wird man Priester oder man tritt, wie ich, aus der Kirche aus und mutiert zum Antichristen.

Was die Gleichheit betrifft, so finden Sie hier einen wunderbaren Zusammenhang der Verniedlichung und Verharmlosung von Tatsachen, wie man sie sonst nur bei meinem Lieblings Anti-Helden, Herrn Alpha Millan aus Mexiko, in dieser Form präsentiert bekommt.

Millan stupst ja seine tierischen Klienten auch nur sanft an, so die Fangemeinde des Flüsterers begeistert im harmonischen Einklang.
Gleiches gilt auch für den Pfaffen, der, gestern zum Taufvorfall zur Rede gestellt, (es gab logischerweise ausreichend mitgefilmtes Beweismaterial für die Watschen, die er austeilte!), lapidar von sich gab: „Es war zwischen einer Umarmung und einem kleinen Klaps…“. Ein klassischer Stupser also! „Er habe das Baby beruhigen wollen und nicht gewusst, was er tun solle.“

Was soll man da noch sagen! Der gute Mann wird in Zukunft von Hochzeits- und Taufritualen ferngehalten, so teilte die Erzdiözese aus Paris mit.

Leider gilt das nicht für den Hundeflüsterer. Er stupst ebenso und auch hier gibt es mannigfaltiges Beweismaterial für die Entgleisungen eines unbeherrschten kleinen Teufels.

Allerdings sollte das mal jemand mit guten Kontakten nach oben Franz von Assisi mitteilen. Oder Lucifer. Oder beiden.

Mit lautem Alpha Wolfsgeheul verbleibe ich herzlichst

Ihr Bela Wolf

Whuuuhoooooooouuuuuu!

Leinendingens

Nein, Hunde leiden nicht an der Leine! Meiner jedenfalls nicht.

Offensichtlich hat der Volksmund, der gerne mir und dem Höllenhund mit unangeleinten Vierbeinern das Leben zur Vorhölle macht- als ob Facebook alleine das noch nicht erledigt hätte!- beschlossen, in feiner Lemminge-Manier die Mär von den leidenden Leinenhunden weltweit zu verbreiten.

Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich in den letzten Wochen unentwegt Hundehalter traf, die mich belehrend aufklärten, wie sehr mein armes Tierchen doch an der Leine leiden würde.

Ach. Das arme, arme Tier. Ich sehe schon die Schlagzeile: „Tierarzt quält Husky durch Leinenspaziergang zu Tode!“.

Mein Hund, diese Sorte Schlittenhund, die blitzartig auf und davon wäre und zwar schnell wie der Wind, sobald sie etwas erspäht, was interessanter ist als ich (also alles), ist an der Leine sicher. Mein Hund wird durch die Leine davor geschützt, sich selbst zu schaden oder anderen zu schaden, indem er in Autos springt, zu jedem Hund hinläuft, sich in Fahrräder einwickelt oder zarten, unschuldigen Rehen nachstellt.

Er fühlt sich durch die Leinenverbindung bei mir geborgen und in Sicherheit. Meine verlängerte Hand gibt ihm Halt.

Ich zerre, rucke oder ziehe niemals an der Leine. Ich möchte auch nicht von jemandem gezerrt, geruckt oder gezogen werden. Mache ich mich zum Ausgehen bereit, strahlen seine Augen, wenn er die Leine sieht. Leine bedeutet für ihn Freiheit, denn ohne Leine  gehen wir niemals hinaus. Er hat keine Angst vor der Leine, denn er verbindet nur Gutes mit ihr, nämlich mich, seinen Freund.

Und dann gibt es noch die anderen Hunde. Die die Leine fürchten lernten, denn durch sie wurden sie bestraft. Geschlagen, stranguliert, verdroschen, geruckt, gezerrt und irgendwo angebunden zurückgelassen.

Viele Hunde zerren unentwegt wie irre an der Leine, weil ihr Mensch ständig durch die Leine auf sie einwirkt. 

Steh! Leinenruck.

Sitz!! Leinenruck.

Plaaaatz!!!Schlag mit der Leine.

Geh endlich weiter!!!! Zerren an der Leine.

Zieh nicht so!!!!!! Zerren an der Leine.

Nicht so schnell! Nicht so langsam! Blablablablah!

Aktion und Reaktion: Zug erzeugt Gegenzug, Gewalt erzeugt Gegengewalt.

Diese Hunde freuen sich nicht, wenn sie die Leine sehen, denn ihr Alpha Mensch hat ihnen deutlich gezeigt, dass Leine ausschließlich Zwang und Dominanz heißt. Das erklärt auch, warum einige Hunde ständig an der Leine ziehen. Sie wären wahrscheinlich gerne anderswo, können aber nicht.

Unentwegt müssen sie stehen bleiben, auch wenn ihre Pfoten auf heißem Asphalt verbrennen oder der Zweibeiner einfach nicht in die Gänge kommt.

Unentwegt müssen sie weitergehen, werden sie „untergeordnet“, müssen sie doofe Übungen machen, auch wenn sie müde, krank oder alt sind, ausrutschen, sich kratzen oder aufs Klo müssen, sich einen Dorn eingetreten haben, markieren wollen oder einfach nur gerne wo schnuppern würden. Schlimmstenfalls müssen diese bedauernswerten Kreaturen bei 35 Grad im Schatten an der Leine neben einem Fahrrad herlaufen. Sie würden sich gerne wehren, aber wie kann man sich wehren, wenn man sich dabei stranguliert und in die Speichen kommt?

Nichts da! Bewegung, Disziplin und Fuuuuuußßßßßßßßßß! Leinenruck.

Das Halsband ist ein Zeichen der Unterwerfung. Allein die Tatsache, dass  laut Ausgabe 10/2010 der Men’s Health Frauen aus erotischen Gründen gerne ein bisschen gewürgt, geschlagen oder sogar an die Leine genommen werden macht klar, warum einige Damen für Millansche Alpha Spiele so empfänglich sind und erklärt wohl auch, wieso Fifty Shades of Grey ein Weltbestseller wurde. Der kleine Homo sapiens steht einfach auf große Unterwerfungsgesten.

Umso schlimmer, dass mir neulich das selbstgefällige Frauchen, dessen dreijähriges Kind die Leine eines Golden Retrievers in den zarten Händchen hielt, erklärte, ich solle doch meinen Hund von der Leine lassen, weil er so leidet. Nun mag ich Kinder. Ich möchte nicht, dass ihnen ein Leid geschieht. Darum ignoriere ich solche Mütter und gehe mit meinem an der Leine leidenden Hund schweigend vorbei. Der Höllenhund erledigt dann ohnehin das mit dem Krach für mich. „Woaaaggggrrrooooohhhh“, brüllt er den Damen zu, die meinen, dass er so leidet. Weil wir beide wissen, dass er ohne Leine den Goldie in den Boden eingestampft hätte, falls dieser nicht grad läufig ist oder sich rechtzeitig unterworfen hätte. Schlimmstenfalls wäre das Kind dabei hingefallen oder sogar gebissen worden.

Mein Nachbar, der Millanista, der so gerne einen echten Wachhund gehabt hätte, aber leider nur die zitternde, ständig vor Furcht kränkelnde Angstlusche vom Züchter abbekommen hat, die die Biege macht, sobald sie einen Menschen, einen Hund oder ein vom Baum fallendes Blatt sieht, gehört auch zu dieser Sorte, die mir gerne täglich weismacht, wie sehr mein Hund an der Leine leidet.

Also leinte ich gestern den leidenden Hund kurzerhand (und um mein Alpahgedöns zu untermauern) auf unserem eingezäunten Weglein ab. Die Nachbarshündin war blitzartig über alle Berge und brachte sich hinter ihrer Wohnungstüre bibbernd in Sicherheit. Der Millanista schrie: „Komm her!“ zu meinem unangeleinten, nun nicht mehr leidenden Höllenhund. Dieser strafte den Nachbarn nicht mal mit Verachtung. Er ignorierte ihn komplett und roch lieber an irgendwas, was einem Katzentier unterwegs aus dem Hintern gefallen ist.

Der Mensch dominiert einfach gerne. Der Hund nicht.

Mit lautem Alpha Wolfsgeheul verbleibe ich herzlichst

Ihr Bela Wolf

Whuuuhoooooooouuuuuu!